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P. Gerhard Lesch SVD verstorben - R.i.p.

Blick in einen Sonnenuntergang. Auf einem kleinen Hügel steht in Kreuz, es ist nur als Silhouette zu sehen
Datum:
17. Juli 2025
Von:
Pfarrei
 

Am 14. Juli 2025 verstarb in den frühen Morgenstunden in St. Wendel ganz unerwartet P. Gerhard Lesch SVD. Er wird am Freitag, 18.07., in St. Wendel beigesetzt. Auch in Thalexweiler, wo er aufgewachsen ist, werden wir seiner in der Heiligen Messe gedenken. Den Termin teilen wir noch mit.

Auf der Homepage der Steyler Missionare ist zu lesen (https://www.steyler-mission.de/mission-de/news-berichte/nachrichten/2025/Nachruf-P.-Lesch.php):

„Du warst tüchtig und zuverlässig.
In kleinen Dingen bist du treu gewesen; du sollst viel mehr bekommen.
Ich lade dich zu meinem Fest ein.
Komm und freue dich mit mir.“
Mt 25, 21

+ Pater Gerhard Lesch SVD
*28.02.1940 + 14.07.2025


„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll einst Martin Luther gesagt haben. Unser Mitbruder Pater Gerhard Lesch SVD ahnte, dass er sein Leben bald vollenden wird. Dennoch setzte er in den letzten Tagen ganz viele Pflanzen, begoss sie mit frischem Wasser und schaute jeden Tag nach ihnen, als wollte er genau das zum Ausdruck bringen, was er fest glaubte: Das Leben geht in Gottes neuer Welt weiter.

Am 14.07.2025 legte er in den frühen Morgenstunden voll Vertrauen sein Leben in die Hände Gottes.
Gerhard stammte aus einer kinderreichen Familie. Am 28. Februar 1940 in Neunkirchen geboren, wuchs er mit drei älteren Schwestern und drei jüngeren Brüdern in der Familie des Bergmanns Jakob Lesch und dessen Ehefrau Sofie, geb. Kartes, im katholischen Milieu der Gemeinde Thalexweiler (heute Stadt Lebach) auf. Seine Kindheit in einer schwierigen Zeit war geprägt von der Bergmannskultur seiner Heimat und von der gelebten Solidarität innerhalb einer großen Verwandtschaft.

Von 1946-1950 besuchte er die Volksschule in Thalexweiler. Im Herbst 1950 ging er zum Steyler Gymnasium nach Sankt Wendel. Nach dem Abitur im Februar 1959 entschloss er sich für das Noviziat in Sankt Augustin. 1961 legte er in St. Gabriel die Ersten Ordensgelübde ab. Nach der Philosophie ging es dann ein Jahr nach Bad Driburg für ein pädagogisches Praktikum. Die Theologie mit Missiologie und Völkerkunde folgte in Sankt Augustin. Es waren spannende Jahre; man suchte in Kirche und Gesellschaft neue Wege. Gerhard liebte das Diskutieren, war ein Suchender, hinterfragte das Selbstverständliche. So waren die Studienjahre wichtige Lehrjahre für seine späteren Aufgaben.

Am 1. Mai 1966 stellte er sein Leben durch die Ewigen Gelübde ganz in den Dienst der Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Wenige Monate später, am 22.10.1966, weihte ihn der Apostolische Nuntius Bafile mit 18 Steyler Mitbrüdern zum Priester. Seine Heimatgemeinde Thalexweiler bereitete ihm eine festliche Primiz.

Zur Vorbereitung auf seine Missionstätigkeit in Afrika verbrachte Pater Lesch ein kurzes Jahr in Frankreich, wo er neben Französisch auch Kurse in Katechese, Afrikanistik und Tropenmedizin besuchte. Die Studentenunruhen verkürzten das Vorbereitungsjahr. Dann ging er 1968 in die Demokratische Republik Kongo, die 1971 zur Republik Zaire wurde und 1997 wieder den alten Namen annahm. Der Wechsel der Namen zeigt, in welch krisengeschütteltes Land Pater Lesch kam.

Nach einer Einführung in die Lingala-Sprache kam er zunächst als Kaplan in die Provinzhauptstadt Bandundu, dann als „Buschmissionar“ nach Fatundu. Er erinnerte im Zusammenhang mit diesen Anfangsjahren an ein afrikanisches Sprichwort: ,Wir beginnen als Narren und werden weise durch Erfahrung." Er erlebte diese ersten Jahre seiner Kongomission sehr intensiv, schrieb Tagebuch über die vielen neuen Erfahrungen und Beobachtungen. Nach einem halbjährigen Erneuerungskurs in Nemi wurde er 1976 Pfarrer und Dechant in der Bistumsstadt Kenge. Wenige Wochen später wählten seine Mitbrüder den 36-jährigen zum Oberen der Steyler Kongo-Region, deren erster Provinzial er 1979 wurde.

Er war unermüdlich unterwegs: „Noch nie in meinem Leben musste ich so lange im Jeep über Stock und Stein rumpeln, auf Fähren warten und mich über sandige und lehmige Wege quälen.“ Er hatte ein Ohr für jeden Mitbruder, gerade auch in einer politisch äußerst schwierigen Zeit. Zu seinen großen Stärken zählten das Schreiben und Kommunizieren. Kaum jemand veröffentlichte so viele Artikel in der Steyler Missionschronik wie er.

Als Provinzial im Kongo informierte er in einem internen Rundbrief regelmäßig und ausführlich über das, was in der Provinz passierte. Er hielt mit jedem Mitbruder Kontakt, gab Impulse, half planen und organisieren, besuchte die Kranken, tröstete und stimmte die Arbeit zugleich mit den zuständigen Ortsbischöfen ab. Nach dieser Zeit meldete er sich für die erste Steyler Urwaldmission in die Diözese Kole, mitten im Kongo, für deren Übernahme er sich selbst als Provinzial eingesetzt hatte.

Tatkräftig unterstützt wurde seine Missionsarbeit von seiner Heimatgemeinde Thalexweiler, von der Verwandtschaft und von Vereinen, ganz besonders vom Frauen- und Mütterverein. Mit zahlreichen Basaren und anderen Aktionen finanzierten sie Projekte ihres Missionars. Kaum hatte er sich in der Urwaldmission Dekese eingelebt, rief sein Provinzial ihn nach Kinshasa, um Direktor des kurz zuvor gegründeten Steyler Bibelverlags „Verbum Bible“ zu werden. So wirkte er mit, das Wort Gottes und begleitendes biblisches Material in Französisch, Englisch und in afrikanischen Sprachen zu verlegen und zu verbreiten.

In guter Zusammenarbeit mit dem spanischen Editorial „Verbo Divino“ konnte sich „Verbum Bible“ gut entwickeln. Viele Reisen und viel Verwaltung waren notwendig, um die erforderlichen Finanzen zu bekommen und Kontakte mit Übersetzern, Korrektoren sowie zu Bischöfen in Afrika zu pflegen. Bis heute ist „Verbum Bible“ ein Erfolgsprojekt.
Nach 10 Jahren in diesem Projekt wurde er Mitarbeiter der Katholischen Bibelföderation in Stuttgart, wo er bei der Auswertung von Projekten sowie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mitwirkte. Doch ließ ihn der Kongo nicht los. 1997 bat ihn sein Oberer erneut um seine Mitarbeit bei „Verbum Bible“. Zurück in Kinshasa wurde er bald zum Koordinator der gesamten Steyler Afrika-Mission ernannt. Er reiste durch jene afrikanischen Länder, in denen die Steyler tätig waren und nahm als Koordinator der afrikanischen Zone im Jahre 2000 am Generalkapitel der Steyler in Nemi nahe Rom teil. Dort versuchte mancher Provinzial aus Europa, ältere Mitbrüder aus der Mission für die Heimat zu gewinnen. Der Generalsuperior schickte ihn aber noch für ein Jahr „als Feuerwehrmann“ in eine schwierige Situation in der Provinz Kenia-Tansania. Afrika forderte noch einmal all seine Kräfte. Ausgelaugt kehrte er dann nach Deutschland zurück.

Nach einem kurzen Sabbatjahr übernahm er in der Missionsprokur in Sankt Augustin die Arbeit des Superior Delegatus. 13 Jahre lang kümmerte er sich mit Frau Luzia Groß um die im Ausland wirkenden deutschen Steyler Missionare und pflegte Kontakt mit ihnen. In ihrem Heimaturlaub hörte er ihnen zu, sorgte sich um sie, hielt Kontakt zu ihren Familien und Pfarrgemeinden. Am 1. Januar 2016 übergab er diese Aufgabe seinem Nachfolger Pater Manfred Krause.
Er selbst war von seinen unermüdlichen Einsätzen gesundheitlich schwer angeschlagen und musste kürzertreten. Soweit seine Kräfte reichten, saß er noch am PC, betrieb Nachforschungen über die Situation im Kongo, erstellte Dokumentationen und Flyer für besondere Anlässe.

Ein Anliegen war ihm die Pflege des Klosterfriedhofs. Zusammen mit Pater Johannes Füllenbach widmete er sich gern dieser Aufgabe. Nach einem Jahr auf der Krankenabteilung in Sankt Augustin und sieben Wochen im Krankenhaus in Siegburg rieten ihm die Ärzte, sich in Pflege zu begeben.
So kam er am 1. November 2019 ins Seniorenheim der Steyler Missionare nach St. Wendel. Hier erhielt er Zuwendung und Pflege, die er früher anderen hatte zukommen lassen. Aber auch hier legte er die Hände nicht einfach in den Schoss und wartete, was passiert. Schnell erkannte er, wo er noch tätig sein könnte. Die Lebensqualität der Gemeinschaft lag im am Herzen. Im Gespräch mit anderen Mitbrüdern überlegte er, wie man die Atmosphäre im Wendelinusheim verbessern kann. Viele Ideen, die er vorgeschlagen hatte, um das Leben der Gemeinschaft zu verbessern, wurden umgesetzt. Es waren vielleicht Kleinigkeiten wie zum Beispiel: Gestaltung der Gänge im Haus, Einführung und Begleitung der neuangekommen Mitbrüder im Seniorenheim, lebendige Gestaltung der Liturgie. Nicht zuletzt war er ein wichtiges Mitglied im Team der Seniorenpastoral.

Die Steyler Missionare nehmen Abschied von einem Mitbruder, der sich mit viel Mut, Kreativität und Engagement für die neue Welt Gottes einsetzte. Er war tüchtig und zuverlässig. In kleinen Dingen war er treu; er soll nun viel mehr bekommen. Möge das Wort Gottes für ihn in Erfüllung gehen: „Ich lade dich zu meinem Fest ein. Komm und freue dich mit mir.“

Pater Manfred Krause SVD
Pater Václav Mucha SVD, Rektor