Aktuelles
aus der Pfarreiengemeinschaft Lebach

Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt!

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitchristen!

Der erste Frühjahrs-Vollmond beschert uns in diesem Jahr einen späten Termin für das Osterfest, dem Fest der Auferstehung und des Lebens. Mit Erscheinung dieses Pfarrbriefes jedoch befinden wir uns noch mitten in der Fastenzeit. Die heiligen drei Tage liegen noch vor uns.
Im Zentrum der Feiern, die mit der Abendmahlfeier am Abend des Gründonnerstag beginnen und mit der Auferstehungsfeier am frühen Morgen des Ostersonntags (oder späten Abend des Karsamstags) enden, steht der Karfreitag. Das Kreuz ist dabei das zentrale Zeichen dieser Feier, die das Leiden und Sterben Christi zum Inhalt hat.
Für viele Menschen ist das Zeichen des Kreuzes nicht verständlich. Ganz sicherlich auch nicht den Menschen aus Jesu Lebenswelt. Die Wirkungsweise des Kreuzes und die Schreie der gefolterten Menschen, die daran hingen, war damals wohlbekannt. Das Kreuz ist ein Folter- und Mordinstrument. An ihm kamen viele unter schrecklichen Qualen öffentlich langsam zu Tode.

Durch alle Zeiten hindurch geschah und geschieht auch heute täglich an vielen Orten das Kreuz. Sei es in Familien, in denen Gewalt ausgeübt wird, in Schulen und Jugendtreffs. Aber auch an Orten der Kirche. Viele Kinder und Jugendliche, aber auch Männer und Frauen, mussten hier das Kreuz erfahren. Sie vertrauten Menschen, die die Liebe Gottes predigten. Jedoch nutzten diese ihre Macht zur Befriedigung der eigenen pervers schmutzigen Bedürfnisse aus. So wurden viele Leben zerstört, viele Hoffnungen zunichte gemacht. Der Glaube kam zum Erliegen. Das Kreuz - es ist und bleibt mörderisch. Das Kreuz ist und bleibt brutal.

Das Kreuz mahnt uns jedoch zu Menschlichkeit. An unsere Kraft, Not zu lindern oder gar zu wenden. Auch das grauenvolle Ende eines Menschen wurde gewendet. Aus dem Tod Jesu wird strahlender Beginn. Der Tod wandelt sich zu neuem Leben. Was Menschen zu Jesu Erniedrigung planten, wurde zu seiner Erhöhung. Das Ende wird ein Anfang. Die Liturgie an Karfreitag zeigt auf diese doppelte Bedeutung von Tod und Leben: „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt!“

Jesus ist für alle Menschen gestorben. Somit gelten auch für alle Menschen seine Worte vom Kreuz herab: „Es ist vollbracht.“ Gott kam anders, geboren in der Krippe im Stall, und Gott stirbt anders, am Kreuz. Beides tut Gott in Solidarität mit allen Opfern von jeglichem Missbrauch und jeglicher Gewalt. Solidarisch mit den Obdachlosen, den Verfolgten und vielen mehr. Und ihnen, den Opfern, gilt auch unsere Solidarität. Nicht den Tätern – den Opfern müssen wir uns zuwenden.

Gott will keine Opfer. Gott will das Heil der Welt. Dafür opfert sich Gott – selbst!

 

Ihr Diakon Hans-Peter Schild